Grußwort bei der Verleihung des „Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen“

20. Oktober 2025

Grußwort von Sven Lehmann MdB, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag, anlässlich der Verleihung des „Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen“

Frankfurt, 16.10.2025

 

 

Liebe Buchhändler*innen, Autor*innen, Verleger*innen,

liebe Gäste,

 

der Preis der unabhängigen Buchhandlungen – das ist das vielleicht am besten gehütete Geheimnis dieser Buchmesse! Und ich habe wirklich alles gegeben, es zu entlocken, allerdings ohne Erfolg.

 

Bevor dieses Geheimnis also gleich gelüftet wird, freue ich mich sehr, dass ich von meiner Lieblingsbuchhändlerin eingeladen wurde, heute hier ein Grußwort zu sprechen.

 

Bücher und Literatur nehmen in meinem Leben einen sehr wichtigen Platz ein. Ich könnte nun zahllose Autor*innen und Werke nennen, die mir unfassbar viel bedeuten und die mich geprägt haben. Von Thomas Mann über französische Autor*innen wie Annie Ernaux oder Édouard Louis bis zu Carolin Emcke und Daniel Schreiber und noch viel, viel mehr.

Diese Bücher kommen natürlich nicht einfach zu mir, sondern am liebsten gehe ich dorthin, wo sie leben: in Buchhandlungen.

 

Dort treffe ich auf Sie: die unabhängigen Buchhändler*innen.

An Orten, die nach Büchern, nach Druckertinte, nach Geist, nach der Welt riechen und die untrennbar mit dem verbunden sind, was Lesen für mich ausmacht.

Denn obwohl Lesen meistens ein stiller Akt ist, beginnt es mit einer Begegnung, mit einem Gespräch: Mit der Frage nach einer Empfehlung und Beratung, dem kurzen Austausch über die gemeinsame Faszination für eine Autorin, die gerade ein neues Werk rausgebracht hat, manchmal auch erst an der Kasse.

Und dafür möchte ich mich bedanken: Danke, dass Sie uns Kund*innen beraten, dass Sie für uns Bücher und Kataloge lesen, und fundierte und persönliche Empfehlungen aussprechen.

 

Danke, dass Sie diese Auswahl in liebevoll kuratierten Schaufenstern ausstellen. Selbst wenn abends irgendwann der Laden geschlossen ist – so wie das bei menschengeführten, physischen Läden nun mal der Fall ist – kann man an den Fenstern vorbeigehen und sieht, was Sie bewegt.

 

Oft sind das Themenschaufenster, meistens sieht man echte Kunst auf Covern, manchmal entdeckt man unbekannte Autor*innen oder Stimmen, die sonst nicht sicht- oder hörbar werden.

Sie reagieren auf Ereignisse, empfehlen passende Bücher und geben ihnen Beachtung.

Bei Ihnen lebt die Vielfalt: In Büchern lesen wir andere Meinungen, erleben wir andere Perspektiven und lernen wir neue Welten kennen. Hier möchte ich auch die Arbeit der tollen – menschlichen – Übersetzer*innen erwähnen, die uns nicht-deutschsprachige Werke in höchster literarischer Qualität zugänglich machen – Danke auch Ihnen.

 

Die Präsenz der Buchhandlungen veredelt Straßenzüge, Stadtteile, Städte. Nicht nur, weil man bei Ihnen, zwischen Papier und Geschichten, neue Lieblingsbücher findet, sondern weil Sie auch als wirtschaftliche Akteure für Städte und Kommunen relevant sind. Sie tragen dazu bei, dass unsere Innenstädte lebendig bleiben.

 

Umso dramatischer waren daher die Nachrichten diese Woche:

Die Zahl der Bucheinzelhändler*innen ist innerhalb von fünf Jahren um knapp ein Viertel zurückgegangen. Knapp 1000 Buchhandlungen weniger seit 2020. Es ist dramatisch, nicht nur für die Kultur, sondern auch für unsere Demokratie, wenn diese Orte der Begegnung fehlen.

Umso mehr gilt: Unterstützen wir die rund 3.000 inhaber*innengeführten Buchhandlungen – gerade auch beim nächsten Weihnachtsgeschenk.

 

Der heutige Preis transportiert schon im Titel, was Ihre Arbeit ausmacht: Das Lieblingsbuch:

„Liebling“ – jemand oder etwas, dem ich besondere Zuneigung, Wertschätzung, Liebe entgegenbringe und … das „Buch“.

Diese gemeinsame Wertschätzung verleihen Sie heute einer Preisträgerin oder einem Preisträger – und zugleich aber auch allen Nominierten.

 

Ich danke allen Lieblingsbuchautor*innen für Ihre Geschichten, den Übersetzer*innen für Ihre Übersetzungen und gratuliere Ihnen zur Nominierung.

 

Danke für die Gelegenheit hier zu sprechen. Und Danke für Ihre wichtige, wichtige Arbeit!